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Verfüttern von Frostfutter
Sonntag, den 06. April 2003 um 21:06 Uhr
Bei den Empfehlungen zum Verfüttern von Frostfutter gibt es zwei Fraktionen. Die einen sagen, daß man Frostfutter unaufgetaut verfüttern kann, die Fische würden sich dabei nicht erkälten [Bremer 1997]. Andere sagen, das Frostfutter muß unbedingt vorher aufgetaut werden [Bauer 1991]. An was soll man sich als Aquarianer denn nun halten?

 

Ich will hier das Für und Wieder mal etwas detailierter ausführen.

 

Ich selbst taue das Futter vorher immer auf, indem ich es in ein feines Sieb gebe und es kurz unter die Wasserleitung halte. Es dauert so ca. 30 Sek. bis alles aufgetaut ist. Ich mache das aus mehreren Gründen auf diese Weise:

 

  1. Die Portionierung ist viel leichter, gerade wenn man mehrere Aquarien hat und in einigen nur sehr wenige Fische drin sind. Ein ganzer Frostwürfel ist dann viel zu viel und muß auf mehrere Aquarien verteilt werden. Tiefgefrorenes, besonders die Würfel in den Blisterpackungen, lassen sich nur mit 'schwerem Gerät' in kleinere Portionen zerhacken und die Bruchstücke spritzen dabei meist nach allen Seiten weg.

  2. Durch das schnelle Verteilen des bereits aufgetauten Frostfutters im Aquarium müssen sich die Fische etwas anstrengen, um was abzubekommen. Das trainiert besser als wenn sie nur bequem zum Frostpaket schwimmen müssen, davor stehen bleiben und einfach nur die Teile abzupfen müssen, die sich langsam nacheinander lösen.

  3. Nur aufgetautes Futter kann man gut mit Vitaminzugaben mischen. Das ist gerade bei Frostfutter, welches schon länger gelagert wurde, besonders wichtig, da die Tiefkühlung den Zerfall von u.a. Vitaminen nicht unterbricht, sondern nur sehr stark verlangsamt. Werden Fische hauptsächlich mit solchem länger gelagerten Frostfutter gefüttert, so kommt es dann zu Mangelerscheinungen. Bei selbst gefrostetem Futter, z.B. von einem Tümpelfang, sollte man sich daher immer das Datum des Einfrierens aufschreiben. Bei den käuflichen Frostfuttern ist in der Regel das Einfrierdatum nicht bekannt.

  4. Fressen die Fische noch gefrorene Brocken, wie das bei großen Fischen leicht vorkommen kann, so können sie chronische Erkrankungen davontragen, das sie anfällig gegen Krankheiten macht. Gibt man einen ganzen Frostwürfel ins AQ, so lösen sich ständig die äußeren Schichten , welche die Fische dann gierig fressen. Soweit ist die Sache noch in Ordnung. Ist aber der Frostwürfel dann auf eine Größe geschrumpft, welche von größeren Fischen geschluckt werden kann, so wird es für die Fische gefährlich, insbesondere, wenn man häufig unaufgetautes Frostfutter reicht. Erkältungen sind aber hierbei nicht das Problem, sondern es kommt zu chronischen Darmentzündungen. Diese lassen sich bei einem sezierten Fisch dann auch leicht nachweisen [Bauer 1991].

  5. Taut man das Frostfutter vor der Verfütterung auf, so gibt es dabei auch noch einen wichtigen Punkt zu beachten. In dem Moment, wo das Frostfutter taut, beginnt auch schon der Zerfall. Dies geschieht recht schnell. Die Methode, die Frostwürfel in ein Glas mit Wasser zu geben oder es einfach in eine Schale zu legen und zu warten, ist nicht sinnvoll, da hierbei das Auftauen viel zu lange dauert. In 5-10 Minuten kann das Futter schon so verdorben sein, daß beim Fisch Schäden entstehen. Hierbei ist neben dem Darm insbesondere auch die Leber betroffen [Bauer 1991]. Man muß also das Frostfuter so schnell wie möglich auftauen. Dazu reicht ein Abspülen unter fließendem Wasser (Vorsicht: Warmwasser könnte Kupfer enthalten) oder man taut es vorsichtig in der Mikrowelle auf. Vom Herausholen aus dem Gefrierschrank bis zum Verfüttern vergeht so weniger als 1 Minute. Und da man ja nicht zu viel Füttern sollte, ist das Futter dann auch blitzschnell im Magen der Fische.

  6. Durch das Einfrieren von Futterorganismen werden durch die sich bildenden Eiskristalle Zellen beschädigt, so daß die Zellflüssigkeit austritt. Diese Zellflüssigkeit, bestehend aus organischen Substanzen und Phosphaten, belasten das Aquarienwasser, wenn der gesamte Frostwürfel unaufgetaut ins Aquarien geschmissen wird. Es ist auch illusorisch zu glauben, daß der Fisch diese 'gehaltvolle' Brühe mitfrißt, denn sie verteilt sich augenblicklich im Aquarienwasser. Der Fisch schluckt sie nur dann mit, wenn er noch gefrorene Stücke frißt, aber dies ist nach Punkt 4 unbedingt zu vermeiden. Bei häufiger Frostfuttergabe kann es daher zu einer Bakterienblüte kommen und der Phosphatwert steigt, welcher wiederum zu einer Algenexplosion führen kann. Durch das kurze Durchspülen beim Auftauen in einem Sieb wird der ganze Schmodder weggespült und belastet nicht mehr das Wasser. Man spült auf die Weise zwar auch etwas an Vitaminen weg, aber die kann man ja leicht nachdosieren (siehe Punkt 3). Auch das Argument, daß man dadurch das Futter 'auslaugt', ist nicht ganz stichhaltig, denn man spült ja in der Hauptsache nur das weg, was den Fischen sowieso nicht zugute kommt, da es sich im Aquariumwasser verteilt, bevor die Fische es fressen können.

 

Fazit: Frostfutter vollständig, aber auch so schnell wie möglich auftauen und kurz unter dem Wasserhahn abspülen.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 20:03 Uhr