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Fisch-Gesundheit
Sonntag, den 06. April 2003 um 21:12 Uhr
Ich habe dieses Kapitel ganz bewußt nicht 'Fisch-Krankheiten' genannt, denn meiner Meinung nach resultieren 90% der 'Fisch-Krankheiten' aus schlechen Haltungbedingungen. Und nur allzu leicht entsteht dann beim Aquarianer die Assoziation, daß man 'Krankheiten' unbedingt mit Medikamenten behandeln muß. In vielen Fällen werden damit lediglich die Symptome behandelt, nicht aber die Ursachen, also die Haltungsbedingungen verbessert. Häufig genug werden die Ursachen sogar noch verschlimmert, da z.B. die so wichtigen Filterbakterien gekillt werden. Zunächst machen die Fische zwar ersteinmal den Eindruck, daß sie wieder 'gesund' werden, nur um dann nach Wochen oder gar Monaten an den Folgen der Medikamentenbehandlung einzugehen. Nur bringen das die meisten Aquarianer dann nicht mehr mit dem Medikamenteneinsatz und den daraus resultierenden miserablen Haltungsbedingungen in Zusammenhang.

 

Schlimmer noch ist die unsachgemäße Anwendung von Antibiotika, da sie Resistenzen nicht nur bei den Bakterien erzeugt, gegen die das Mittel eingesetzt wird, sondern diese Resistenzen können auch sehr leicht artübergreifend an andere Bakterienarten weitergegeben werden, ja sogar an menschliche Krankheitserreger. Es gibt heute bereits eine große Zahl an Bakterienarten, sowohl bei Fischkrankheiten als auch bei menschlichen Krankheiten, die gegen die gängigen Antibiotika immun sind.

 

Fische haben eigentlich ein recht starkes Immunsystem und sie werden mit den meisten Erregern von ganz allein gut fertig. Vorraussetzung sind allerdings sehr gute Haltungsbedingungen, denn ein durch schlechte Haltungsbedingungen geschwächter Fisch hat auch ein geschwächtes Immunsystem, das mit der im Aquarium höheren Anzahl an Erregern dann nicht mehr fertig wird. Da Medikamente Gifte sind, deren Wirkung darauf beruht, daß sie für den Erreger giftiger sind als für den Fisch, wird der Fisch durch sie zusätzlich zu seiner Erkrankung geschwächt. Ein auf diese weise geplättetes Immunsystem kann aber dem Ansturm von Erregern nichts mehr entgegensetzen. Und selbst wenn das Medikament einen Erreger oder Erregergruppe eliminiert hat, so warten bereits 100 andere auf ihre Invasion zum Fisch.

 

Ich will also mit der Kapitelüberschrift weg von der Assoziation 'Krankheit' --> 'Medikamenteneinsatz' hin zu der Assoziation 'Gesundheit' --> 'Stärkung des Immunsystems'. Die Förderung der Gesundheit funktioniert beim Fisch ganz analog wie beim Menschen:

 

  • gesunde Ernährung
  • ausreichende Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung
  • Vermeidung von übermäßigem Streß, sowohl körperlicher als auch physiologischer Art
  • ein wenig Sport, aber kein Hochleistungssport
  • gesunde Luft (Menschen) bzw. Wasser (Fisch), also keine mit Schadstoffen belastete Luft wie in starken Industriegebieten (Mensch) bzw. keine Schadstoffe wie Nitrit u.v.a. im Wasser (Fisch)
  • keine extremen Temperaturen
  • keine extremen und plötzlichen Schwankungen von Umweltparametern
  • keine ständigen penetranten Belästigungen
  • angenehme Gesellschaft
  • Jugendliche unter 16 Jahren bitte jetzt nicht weiterlesen: Ausleben der natürlichen Triebe

 

Für manchen Aquarianer mag diese Betrachtungsweise sehr unbequem sein, da das Ausbrechen von Krankheiten oder gar Todesfällen auf eigene Pflegefehler zurückgeführt wird (wer gibt schon gerne Fehler zu) und es mehr Mühe und vor allem Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Zusammenhänge der Vorgänge im Aquarium erfordert als nur schnell eine Tablette einzuwerfen, steht doch die Aquaristikindustrie der Pharmaindustrie in nichts nach, indem sie für jedes Wehwehchen die richtige Pille versprechen und wenn das Wehwehchen unspezifisch ist (also die richtige Diagnose fehlt), so gibt es da noch die Wunderheilmittel, die gegen alles und jedes helfen sollen. Zwar lassen sich auch bei optimaler Pflege Krankheiten nicht vollständig vermeiden, denn es kann immer mal ein Parasit z.B. mit neuen Fischen eingeschleppt werden, aber eine Behandlung sollte nur dann erfolgen, wenn der Fisch alleine damit nicht fertig wird und vor allem ausschließlich nach gesicherter Diagnose. Wenn man diese Punkte berücksichtigt und man ferner noch um die Wirkungen und Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffe in den Medikamenten weiß, die sie auf den Fischkörper und auf das Ökosystem Aquarium haben, so kann man im Aquaristikhandel durchaus gut brauchbare Medikamente finden. Dagegen sollte der Antibiotika-Einsatz ausschließlich Tierärzten vorbehalten bleiben.

 

Es gibt eine Reihe sehr guter Bücher über Fischkrankheiten, in denen die Symptome und deren Diagnose ausführlich dargestellt werden. Aber alles Wissen um Krankeits-Symptome, deren Ursachen und Behebung kann eines nicht ersetzen, und zwar das Einfühlungsvermögen. Nur wer seine Fische genaustens beobachtet und dadurch ein 'Gefühl' für seine Fische entwickelt, bemerkt ein beginnendes Unwohlsein bei den Fischen bereits in einem Stadium, in dem noch keine Krankheits-Symptome objektiv sichtbar sind.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 20:17 Uhr