aquarium-bzk.de
Home Toxikologie
Toxikologie
Sonntag, den 06. April 2003 um 19:58 Uhr
Aussagen über die Toxicität einzelner Stoffe sind außerordendlich schwierig, weil die Empfindlichkeit der einzelnen Fischarten sehr unterschiedlich ist. Sie kann um ein bis zwei Größenordnungen variieren. Ferner hängt die Aufnahme und toxische Wirkung vieler Substanzen sehr stark von den Wasserparametern ab. Auch kann durch Wechselwirkung mit anderen toxischen Stoffen die Schadwirkung stark steigen. Fische verfügen zwar über eine Reihe von Abwehr- und Anpassungsmechanismen, um mit solchen Stofen fertig zu werden, aber dies hängt im entscheidendem Maß von der Gesamtkonstitution des Fisches ab. Ein Fisch, der nahe am Limit seines Anpssungsbereiches (Härte, pH usw.) lebt, kann durch die zusätzliche Belastung eines toxischen Stoffes viel eher eine Schädigung davontragen oder gar sterben.

 

Toxische Stoffe bewirken immer eine molekulare Veränderung in den Zellen des Fisches:

 

  • Hemmung von Enzymen
  • Zusammensetzung der Zellmembranen
  • Änderungen in der genetischen Struktur

 

Die Auswirkungen dieser Änderungen können ganz unterschiedlich sein:

 

  • Stofwechselstörungen
  • Störungen in der Reizweiterleitung
  • Störungen im Wasser- und Ionenhaushalt
  • Verminderte Reproduktion
  • Verhaltensänderungen
  • Störungen des Immunsystems
  • Verlangsamtes Wachstum
  • Gewebe- und Organschäden

 

Das Problem ist, daß wir als Aquarianer einen großen Teil der Schädigungen gar nicht sofort erkennen können. Man hört immer wieder das Argument, daß ein Stoff (z.B. Kupfer in Medikamenten oder Blei als Bleiband zum Beschweren der Pflanzen) den Fischen nicht schadet, da keine direkten Vergiftungssymptome zu erkennen sind. Wir erkennen eine Schädigung aber leider erst dann, wenn sie bereits so massiv ist, daß es zu Verhaltensänderungen (z.B. Umherschießen bei akuten Vergiftungen) und zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit kommt. Die Konzentration, von der angenommen wird, daß sie auch bei Langzeiteinwirkung keinen Schaden im Fisch mehr anrichtet, liegt aber um den Faktor 1000 (!) unter der LD50-Konzentration. Es ist also eine Illusion zu glauben, daß ein Stoff einem Fisch nicht schadet, nur weil er nicht sofort stirbt oder Symptome zeigt.

 

Und selbst wenn der Fisch Vergiftungssymptome zeigt, kann man meistens nicht auf eine bestimmte Substanz als Ursache schließen, da die Symptome sehr unspezifisch sind. Man sollte in solchen Fällen dann sämtliche für uns meßbare Parameter des Aquariums untersuchen, ob die Werte alle im für die jeweilige Fischart optimalen Bereich liegen. Ferner sollte man besonderes Augenmerk auf die Stoffe richten, die im Aquarium die häufigste Ursache für Vergiftungen sind, also z.B. Ammoniak, Nitrit, Kupfer.

Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 10. Juli 2010 um 23:42 Uhr