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Wo sind sie denn?
Sonntag, den 06. April 2003 um 22:27 Uhr

Zuchtbericht Pastellgrundel (Tateurndina ocellicauda)

 

Anfang 1998 kaufte ich mir ein Paar Pastellgrundeln, welche mir kurze Zeit später einen ganz schönen Schrecken einjagten. Dabei fing alles so gut an. Ich hatte mir beim Zoohändler das Paar herausgefangen, das schon dort heftig balzte. Kaum war der erste Umsetzschock überwunden (so nach 2 Stunden) fingen sie schon wieder im bodengrundlosen Quarantänebecken an zu balzen. Das Quarantänebecken war gefüllt mit hartem Kieler Leitungswasser (GH=KH=12-16°, pH=7) bei ca. 25°C.

 

Bei der Balz zeigte das Weibchen seinen gelben dicken Bauch mit gespreizten Flossen dem Männchen, welches daraufhin sofort ebenfalls seine Flossen spreizte. So ging es abwechselnd hin und her. Dabei schwammen die beiden durch das ganze Aquarium und 'rannten' auch schon mal einen anderen Fisch um, wenn er sich in ihrer Bahn befand. Die Balz wurde von Tag zu Tag heftiger und dauerte mehrere Tage lang. Zum Schluß waren die Fische so sehr mit der Balz beschäftigt, daß sie noch nicht einmal Zeit zum Fressen hatten. Selbst eine lebende Mückenlarve konnte sie dann nicht mehr beeindrucken. Sie schossen dann nur heftig balzend durch das Aquarium, wobei das Männchen immer versuchte, das Weibchen an die auserkorene Laichstelle zu locken (durch Führungsschwimmen).

 

Plötzlich eines morgens waren die beiden Grundeln verschwunden! Das Quarantänebecken enthielt außer einer halben Kokosnuß und einer Steinplatte als Unterschlupf, beide extra für die Grundeln eingebracht, keine weitere Einrichtung. Außerdem hatte ich die Wurzeln einiger Zweige Philodendron ins Wasser gehängt. Zuerst schaute ich in den beiden Höhlen nach, da Pastellgrundeln laut Literatur Höhlenlaicher sein sollen. Dann suchte ich das Aquarium ab, dann den Teppich rund um das oben offene Aquarium. Die Fische blieben verschwunden!

Erst einige Stunden später sah ich sie plötzlich wieder durch das Becken schwimmen, kurze Zeit später waren sie wieder weg!

 

Des Räsels Lösung war für mich etwas verblüffend. Bei Höhlenlaichen erwartet man normalerweise, daß sie sich Höhlen in Bodennähe aussuchen. Mein Paar hatte sich aber dicht unter der Wasseroberfläche in ein aufgerolltes Philodendronblatt verkrochen. Dort lagen die beiden dann dicht aneinander geschmiegt regungslos in der engen Blattröhre, und zwar ohne das es zum Ablaichen kam. Den Rest des Tages passierte nichts weiter.

 

Am nächsten morgen sah ich dann das Weibchen ruhig durch das Aquarium schwimmen. Da es ganz schlank geworden war, mußte es also abgelaicht haben. Ich sah in dem aufgerollten Blatt nach: Das Männchen schmiegte sich eng an sein Gelege (ca. 50 Eier). Die Eier waren recht groß (ca. 1 mm) und klar durchsichtig. Leider sind von diesem ersten Gelege nur 4 Jungfische geschlüpft, da sich räuberische Hüpferlinge (der Fluch der Tümpelfütterung) dort vermehrt hatten.

 

Aber das Weibchen war bereits nach 14 Tagen wieder laichbereit. Die zweite Balz verlief genau so wie die erste. Auch diesmal ignorierten die Grundeln die Höhlen und laichten wieder an der Wasseroberfläche, diesmal an einem senkrecht im Wasser hängenden Blatt (das andere hatte ich mitsamt Gelege abgeschnitten). Auch diesmal dauerte die Balz mehrere Tage, dann kuschelten sie einen Tag lang gemeinsam auf dem Blatt. Am nächsten Tag war das Gelege da. Auch dieses mal mußte ich das Gelege entfernen, da sich in dem gleichen Becken noch Feuersalmler (Hyphessobrycon amandae) befanden, welche ungeniert von dem Laich naschten, sobald das Männchen kurzzeitig das Gelege verließ.

 

Das Gelege kam mitsamt Blatt in eine Plastikdose bei ca. 24°C. Da wieder die räuberischen Cyclops an den Eiern knabbern wollten, habe ich das Gelege vorher mit angestandenem temperiertem Leitungswasser kurz abgespült (Spritzflasche). Aber man erwischt nie alle Cyclops-Nauplien und deren Wachstum ist ja bekanntlich recht schnell. Also habe ich täglich beim 90%igen Wasserwechsel mit abgestandenem temperiertem Leitungswasser die Grundel-Eier mit einem weichen Aquarellpinsel vorsichtig abgepinselt, in der Hoffnung, so die Cyclops-Nauplien los zu werden. Und dieses mal schlüpften dann fast alle Jungfische (90%) am 6. und 7. Tag nach der Eiablage. Einige wenige schlüpften bereits am 5. Tag und die wenigen Nachzügler am 8. Tag. Man kann die Ei-Entwicklung (und auch die nagenden Cyclops) sehr gut mit der Lupe oder dem Mikroskop beobachten. Nach einem weiteren Tag schwimmen die Jungfische frei. Die ersten Jungfische fangen schon an zu fressen, während die letzten noch gar nicht geschlüpft sind. Sie fressen sofort Artemia-Nauplien und wachsen recht schnell. Nach 14 Tagen haben sie ihre Größe verdoppelt, nach 4 Wochen sind sie bereits 2 cm groß und fressen schon gehackte Tubifex.

Ab 1 cm Größe ist der schwarze Schwanzwurzelfleck zu erkennen, die Augen leuchten Goldgelb, ab 2 cm Größe haben die Flossen schon einen gelben und schwarzen Saum und man erkennt auf dem Körper die ersten roten Querstreifen. Nach 5 Monaten, werden bei den größten Jungfischen gerade die Geschlechter erkennbar.

 

Inzwischen schwimmt bereits die dritte Generation in meinen Aquarien. Die Vorliebe für Höhlen in Oberflächennähe ist auch bei den Nachzucht-Tieren gebleiben. Ich biete den Tieren Filmdosen als Laichhöhlen an, von denen ich mehrere im Aquarium in verschiedener Höhe verteile. Das Alpha-Männchen besetzt immer die Filmdose direkt unter der Wasseroberfläche und das schwächste Tier muß mit der Dose in Bodennähe vorlieb nehmen.

 

Die Pastellgrundeln sind empfehlenswerte Fische, da sie absolut friedlich zu anderen Fischen und leicht zu züchten sind. Untereinander geht es aber bei der Haltung einer Gruppe teilweise richtig zur Sache. Dann könnte man die Pastellgrundeln mit Zwergbuntbarschen verwechseln, da sie ein ähnlich territoriales Verhalten zeigen.

Pastellgrundeln mögen es eher etwas ruhiger, d.h. bei Vergesellschaftung mit hektischen Fischen haben sie schnell das Nachsehen und verkümmern, da sie auch beim Fressen eher sehr bedächtig und wählerisch sind. Starke Strömung mögen sie auch nicht so sehr.

 

Mit Garnelen sollte man sie auf keinen Fall zusammen setzen. Ich hatte einmal eine kleine Gruppe halbwüchsiger Pastellgrundeln zu ausgewachsenen älteren Amano-Garnelen gesetzt. Ich war davon ausgegangen, daß die halbstarken Grundeln den fast doppelt so großen Garnelen nichts anhaben können. Gleich am ersten Tag fingen aber die Grundeln an, die Garnelen zu belästigen. Zuerst dachte ich ja noch, daß sich das gibt und es nur Neugier war. Aber als dann einer Garnele ein Bein fehlte, habe ich sie schleunigst wieder getrennt. Wie gut, wenn man mehrere Aquarien hat!

 

Die Pastellgrundeln sind auch recht produktiv, obwohl die Gelege bei mir stets 'nur' aus ca. 50-60 Eiern bestanden. Da die Weibchen aber alle 2-3 Wochen laichbereit sind, mit mehrwöchigen Laichpausen dazwischen, kommt da einiges an Jungfischen zusammen.

 

Inzwischen halte und züchte ich jetzt die Pastellgrundeln in etwas weicherem Wasser (8-10 °dH, pH um 7). Allerdings konnte ich bei der Ei- und Larvenentwicklung keine Unterschiede (Schlupfrate, Überlebensrate) gegenüber der Zucht im härterem Leitungswasser feststellen.

Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 10. Juli 2010 um 19:32 Uhr